Meine zweite Kneippkur

Seit meiner ersten Kneippkur sind eineinhalb Jahre vergangen. Wie viele Menschen musste auch ich mich nach der Corona-Pandemie neu sortieren. Mein Vorhaben, für ein wenig innere Ordnung in meinem Leben zu sorgen, ist gelungen. Ich fühle mich bereit für meine zweite Kneippkur.

 

Eigentlich wollte ich diese schon zwei Monate zuvor beginnen. Ich meldete mich bei Frau Wurm-Fenkl zur Terminvereinbarung, doch sie riet mir ab. Meine Idee war, mit den kneippschen Anwendungen eine Fastenkur zu unterstützen. Die Therapeutin wies jedoch darauf hin, dass dies für den Körper zu anstrengend wäre, zumal ich die Maßnahmen ja auch berufsbegleitend durchführen würde. Die Entgiftung der Leber fördere ich während des Fastens immer mit warmen Wickeln vor dem Essen. Das empfiehlt sich, sofern keine Erkrankungen oder eine entzündliche Fettleber diagnostiziert wurden. In diesem Fall wäre vorher Rücksprache mit dem Arzt zu halten, ob ein kalter Wickel angelegt werden kann, der ebenfalls entgiftend und zudem entzündungshemmend wirkt. Der Wickel und weitere kleine alltägliche Anwendungen, wie z.B. das Augenbad, die ich bereits gewöhnt bin, seien während des Fastens durchaus ausreichend, meinte Frau Wurm-Fenkl.

Wir vereinbaren den Kurbeginn wenige Wochen nach dem Fastenbrechen zu Beginn des Sommers. Beim Einführungsgespräch erkundigt sich die Therapeutin nach meinem Befinden.  Ich berichte von meinen Gedanken zur seelischen Ordnung und wir legen den Behandlungsschwerpunkt auf das Thema Entspannung. Außerdem habe ich Probleme mit der Durchblutung an Armen und Beinen und dort öfters ein Gefühl von Ameisenkribbeln oder gar Taubheit.

Dann möchte sie wissen, wie es mir seit der letzten Kur mit den beim Abschlussgespräch besprochenen Kneippanwendungen ergangen wäre und ob ich diese denn weitergeführt hätte. Eigentlich wollte ich regelmäßig Sitzbäder machen – habe ich dann aber doch nicht. Ich schieb’s auf den inneren Schweinehund.

Konsequent durchgehalten habe ich den empfohlenen kalten Guss nach jeder Dusche wie von ihr beschrieben: was zu Beginn nur ein Knieguss ist, wird nach und nach ein Vollguss, der bis über den Rücken reicht. Es hat Wochen gedauert, bis ich mich an den ersten Kälteschreck gewöhnt habe. Anfangs wurde mir einen Sekundenbruchteil lang regelrecht schwarz vor Augen, aber dann wurde es zunehmend erträglicher und jetzt finde ich die kalte Dusche selbst im Winter gar nicht mehr so schlimm. Mein Wunsch nach Abhärtung war da wesentlich stärker als der Schweinehund! Zudem gibt es vor längeren Spaziergängen einen kalten Knieguss und morgens oft ein Augenbad, denn schnell zeigte sich – das macht richtig munter.

Gerne und regelmäßig mache ich morgens nach dem Aufstehen auch den Arm-/Brust-/Gesichtsguss. Dessen Durchführung lässt Frau Wurm-Fenkl sich nochmal von mir vorzeigen. Damit möchte sie Fehler korrigieren, die sich möglicherweise eingeschlichen haben. Dann zeigt sie mir, wie die Anwendung in Zukunft über den Rücken erweitert wird. Entsprechend gestaltet sich mein neuer Kurplan: an Arbeitstagen gibt es morgens nach dem Aufstehen im Wechsel Ganzkörperwaschungen oder Obergüsse und vormittags im Büro einen belebenden Armguss. An arbeitsfreien Tagen steht mittags ein beruhigender Leibwickel mit Baldrian und zum Ankurbeln der Verdauung jeden Abend eine Bauchwaschung mit Essig im Kurplan. Ich bemerke sehr schnell, dass diese Anwendung wirkt. Bis mein Bauch weiß wie ihm geschieht, vergehen ein paar Tage – danach klappt alles wie geschmiert. Das hätte ich nicht gedacht.

Nach dem Gespräch werde ich von Frau Wurm-Fenkl wieder eingewickelt. Diesmal starten wir gleich mit dem Lendenwickel, den sie wie immer bereits vorbereitet hat. Und sie freut sich, dass noch während des Wickelns eine starke Reaktion einsetzt, meine Haut beginnt sofort sich sanft zu röten. Ein Zeichen dafür, dass die Maßnahmen der letzten Zeit wirklich gut anschlagen.

Frau Wurm-Fenkl entlässt mich mit den üblichen Empfehlungen: tägliche Anwendungen konsequent durchführen, damit Gewöhnung eintritt – wie beim Zähneputzen! Ich fühle mich so viel besser mit den täglichen Kneippanwendungen und beschließe die Kur, so oft es mir möglich ist, zu wiederholen. Aber eines ist sicher: ich werde weiter dranbleiben!

Zum Schluß ein Hinweis: Wir, der Kur- und Tourismusbetrieb Bad Wörishofen, freuen uns immer sehr, wenn wir von unseren Kurgästen Rückmeldungen über eine gelungene Kneippkur erhalten. Das als schriftlichen Beitrag, den wir veröffentlichen können, auszuarbeiten, ist allerdings nicht jedermanns Sache. Daher freuen wir uns umso mehr, hier den Erfahrungsbericht einer ortsansässigen Person über eine ambulante Kneippkur an Sie weitergeben zu können. Der große Vorzug der kneippschen Heilmaßnahmen ist, dass sie zuhause angewendet werden können. Allerdings ist die zuvor eingehende fachkundige Einführung ein unbedingtes Muss. Zu betonen ist auch, dass die Wirkung bei einem Aufenthalt in einem Kurbetrieb vor Ort in der Regel früher und stärker einsetzt, da der Körper zur Ruhe kommt.

Unser Tipp: Kneippkuren werden von den Krankenkassen bezuschusst und können über die Rentenversicherung beantragt werden.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Text in der Regel die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat ausschließlich redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.