12. Mai 2024 | 1 Comment Unterwegs – Frauenpower in Bad Wörishofen Gestern durfte ich an einer faszinierenden Führung teilnehmen, die sich den Frauen von Bad Wörishofen widmete. Unser Ausgangspunkt war die beeindruckende Klosterkirche, wo ich und die kleine Gruppe, die an der Führung teilnahm, herzlich von unserer Stadtführerin Christiane Burger empfangen wurden. Frau Burger, die ausgebildete Kirchenführerin ist, führte uns durch Geschichte und Kunstwerke, die Maria, der Schutzpatronin der Klosterkirche, gewidmet sind. Wir begannen mit einem berührenden Gedicht von Novalis über Maria, das mit den Worten „Ich sehe dich in tausend Bildern“ eine Vielzahl von künstlerischen Interpretationen Marias beschreibt. Wir erfuhren von dem Konzil im 13. Jahrhundert, das Maria zur Mutter Gottes erhob und die Marienverehrung auf den Höhepunkt trieb. In der Klosterkirche betrachteten wir verschiedene Mariendarstellungen, darunter den Hochaltar mit der Darstellung von Mariä Himmelfahrt und ihrer Krönung zur Himmelskönigin. Jedes Detail des Gemäldes von Franz Hagen war liebevoll gestaltet und umrahmt von Engeln, die Marias Bedeutung als Himmelskönigin unterstrichen. Weiterhin entdeckten wir weitere faszinierende Darstellungen wie die Schutzmantel Maria oder die Rosenkranz-Maria. Der Gang in die Marienkapelle offenbarte uns die Schwarze Madonna, eine Kopie des Gnadenbildes Maria Einsiedeln in der Schweiz. Die Frage einer Besucherin führte uns in die bewegte Geschichte des Klosters während der Säkularisierung. Im Jahr 1802 wurde das Kloster aufgelöst und zum Aussterbekloster, bis nur noch sechs Schwestern übrig waren. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes und eines Bittbriefs an König Ludwig im Jahr 1840 durften sie das Kloster wiedereröffnen. Unter der Bedingung, sich um verwahrloste verwaiste Mädchen zu kümmern, begannen die Schwestern mit der Mädchenbildung und gründeten eine Hauswirtschaftsschule sowie einen Kindergarten. Später eröffneten sie sogar ein Kurheim, das zunächst für Damen und später auch für Herren zugänglich war – die heutige KurOase im Kloster. Die Rolle der Schwestern bei der Entwicklung der Kneipp-Therapie darf nicht unterschätzt werden. Sebastian Kneipp wurde maßgeblich von den Mallersdorfer Schwestern unterstützt, die er nach Bad Wörishofen holte, um im Kinderasyl und im Kneippianum zu arbeiten. Diese tatkräftigen Frauen spielten eine entscheidende Rolle in seinem Leben und seiner Arbeit. Die Führung führte uns weiter durch die Stadtpfarrkirche St. Justina, benannt nach der Schutzpatronin Justina, einer Märtyrerin aus dem Römischen Reich. Wir entdeckten auch andere Heilige wie Katharina, eine intelligente und verehrte Frau des Mittelalters sowie Darstellungen von Sebastian Kneipp in Deckenfresken. Im zweiten Teil unserer Reise tauchten wir in die Welt der weltlichen Frauen wie Irmgard Seefried Katherine Mansfield und ihre inspirierenden Geschichten ein. Während wir zur nächsten Station unterwegs waren und leichter Nieselregen einsetzte, unterhielten sich die Teilnehmerinnen angeregt mit der Stadtführerin über das Deckenfresko von Sebastian Kneipp. Dabei erfuhren wir, dass die Kirche aufgrund einer Bevölkerungsexplosion zur Straße hin erweitert werden musste und Sebastian Kneipp mit dem Fresko eine besondere Widmung erhielt, da er früher Stadtpfarrer in Bad Wörishofen war. Die Popularität der Kneippkur nach der Jahrhundertwende trug maßgeblich zu dieser Bevölkerungsentwicklung bei. Angekommen an der ehemaligen Knabenschule erfuhren wir von der bemerkenswerten Opernsängerin Irmgard Seefried, die einst in diesem Haus lebte. Ihre musikalische Begabung wurde von den Dominikanerschwestern entdeckt, als sie noch im Kindergarten war. Trotz des plötzlichen Tods ihres Vaters kämpfte sich IrmgardSeefried durch und startete eine beeindruckende Karriere, die sie bis an die größten Opernhäuser der Welt führte. Ihr Herz blieb jedoch stets in Bad Wörishofen, wo sie auch nach ihrem Erfolg zurückkehrte und auftrat. Heute wird sie mit einer Musik- und Singschule geehrt, die ihren Namen trägt. Die Geschichten dieser starken Frauen aus Bad Wörishofen zeigen uns, wie Mut, Durchhaltevermögen und Leidenschaft Großes bewirken können. Ihre Erinnerungen leben weiter in den Straßen und Gebäuden dieser Stadt und inspirieren uns dazu, unseren eigenen Weg mit Entschlossenheit zu gehen. Auf dem Weg zur letzten Station führte uns die Straße zu einem besonderen Haus, in dem einst die weltbekannte Schriftstellerin Katherine Mansfield lebte. Katherine verbrachte 1909 einige Monate in Wörishofen, machte hier eine Kur und schrieb eines ihrer ersten Werke „In einer deutschen Pension“ über ihre Erfahrungen und Beobachtungen der Kurgäste in Bad Wörishofen. Später wurde sie als Wegweiserin der englischen Kurzgeschichten bezeichnet und brachte mit ihrer satirisch-ironischen Sichtweise von Wörishofen einen internationalen Touch. Trotz ihres frühen Todes an Lungentuberkulose führte sie ein unkonventionelles und modernes Leben, das sie bis nach England führte. In Bad Wörishofen wird ihr Andenken durch ihre Silhouette im Kurpark und die nach ihr benannte Kreuzung geehrt. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen, als wir zurück zu den beiden Kirchen gingen und uns verabschiedeten. Die Geschichten und Erinnerungen an die starken geistlichen und weltlichen Frauen von Bad Wörishofen werden noch lange in mir nachhallen und mich daran erinnern, wie mutig und inspirierend Frauen sein können. Es war eine Reise voller Entdeckungen und Emotionen, die mich tief berührt hat. Bis zum nächsten Abenteuer!