Mehr als Wasser auf der Haut

Arm- und Gesichtsguss nach Kneipp

Fast eine Wissenschaft für sich – und doch eine Wohltat: der Kneipp-Guss

„War der Herr nicht gerade schon einmal da?“ Im Wartebereich der Bade-Abteilung im Hotel Fontenay kommt Unruhe auf. Eine Dame bezichtigt einen Gast, dass er sich vorgedrängelt habe. Sie glaubt sogar, der Herr erschleiche sich an diesem Morgen eine zweite Anwendung. Doch die Leiterin kann die Angelegenheit aufklären, der Gast war nur kurz im Raum, um eine Anweisung des Kurarztes abzugeben. Dann sei er ganz normal zu seinem Termin erschienen. Der wiederum wäre vor dem der Dame eingetragen, die etwas früh gekommen ist. „Einen kleinen Moment noch“, sagt die Abteilungsleiterin in die sich glättenden Wogen, „gleich geht es los …“ Streit um die Pole-Position beim Kneipp-Guss. Das gibt es selten.

Viele Menschen haben doch Vorbehalte, besonders in Bezug auf die frühmorgendliche Uhrzeit, zu der viele Kneipp-Anwendungen gegeben werden. Sie sind doch im Urlaub, sagen dann manche hinter vorgehaltener Hand, und dann so früh aufstehen … Doch gehört man erst mal zu den Fans der morgendlichen Güsse nach Kneipp, dann freut man sich schon auf den Profi am Schlauch. Denn der Guss ist nicht nur eine Wohltat, sondern auch eine Wissenschaft für sich.

 

Ein Guss belebt. Deshalb spricht man scherzhaft ja auch vom „Kneippschen Kaffee“. Doch darüberhinaus hat die Anwendung auch gesundheitliche Effekte, die von der Schulmedizin erst in jüngerer Zeit anerkannt wurden. Der Gesichtsguss strafft die Haut, erfrischt die Augen, beruhigt die Herztätigkeit. Der Knieguss fördert die Durchblutung, hat eine ableitende Wirkung auf die inneren Organe und stärkt die Abwehrkräfte.

Dafür muss der Schlauch in einer bestimmten Bewegung über die entsprechenden Körperteile geführt werden. Beim Armguss etwa fängt man mit der Außenseite der rechten Hand an und zieht mit dem Schlauch einen Bogen bis hinauf zur Schulter. Auf der Innenseite des Armes geht es nach unten. Die Bewegung darf nicht zu langsam erfolgen, dem Gast soll nicht kalt werden. Wichtig ist auch, dass der Wasserstrahl rund und prall ist, nicht spritzig, nicht hart, eher weich. So hat jeder Guss seine klar definierte Form. Je besser die Ausführung, desto spürbarer die Wirkung. Und um so nachhaltiger der Wunsch, schon bald wieder einen Guss zu erleben.

Da kann es im Wartebereich vor der Kneipp-Kabine schon mal zu Streit kommen, wenn man den Eindruck hat, jemand schnappt einem den Termin weg …

Info:
Kneipp: Auf der Website der Kneipp-Stadt Bad Wörishofen gibt es viele Infos über die Kneipp’sche Gesundheitslehre, die von der deutschen UNESCO-Kommission in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Hotel Fontenay: Kulinarisch bietet das 5-Sterne-Haus eine Hochküche, die keinen Vergleich scheuen muss. Die Wellness- und Kurabteilung im Petit Chateau Fontenay ist ein Erlebnis.

Text: Dirk Lehmann, Fotos: Susanne Baade

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