Kulinarisch um die Welt

Fischers Fritz …

Malaysia, Thailand und die Karibik – das würde wohl niemand in Dorschausen, einem Stadtteil von Bad Wörishofen im Allgäu, erwarten. Umso mehr überrascht die Speisenauswahl, die Besucher im Lokal „Zur Fischer-Idylle“ von Heike und Ernst Eberle erwartet: Gegrillte Forelle mit herzhaften Mango-Stückchen und Bouillonkartoffeln oder nach Tartaren-Art mit herzhafter Soße und als Vorspeise vielleicht ein Lachsforellen-Seeforellen-Carpaccio oder Saibling „Ceviche“? Wahrlich eine kulinarische Reise um die ganze Welt …

„Wir holen uns die Welt ganz einfach hierher“, so Heike Eberle, „bei uns gibt es keine Forelle Blau oder Müllerin.“

Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie die Fischzucht in dritter Generation. Verwendet werden die Fische je nach Bedarf für das eigene Lokal oder die Selbstvermarktung direkt auf dem Hof. Im Lokal kocht Ernst Eberle leidenschaftlich gerne und versucht sich immer wieder an neuen, exotischen Rezepten. Gerne kommt bei Gästen der Fisch auch aus dem Räucherofen mit dem strahlendweißen Fisch auf der schwarz gekohlten Türe.

Der Beginn der Fischzucht Eberle war mühevolle Handarbeit. 1924 war es der Großvater von Ernst Eberle, der die ersten Becken mit der Schaufel selbst aushob. Es ist der Beginn eines langjährigen erfolgreichen Familienbetriebes. Jahre später kam durch Seniorchef Martin der kleine Hofladen dazu. Auch die Aufzuchtbecken wurden unter seiner Führung erweitert. Und 2009 eröffneten Heike und Ernst Eberle eine kleine, gemütliche Gaststätte auf dem Familiengrundstück. „So hat sich jede Generation in unserem Familienbetrieb verewigt“, erzählt Heike Eberle mit einem stolzen Lächeln.

Der Blick schweift auf die gegenüberliegende Straßenseite. Hinter den dichten Bäumen versteckt sich die „kalte Quelle“, wie sie hier genannt wird. Nomen est omen: Denn sie ist nachweislich die kälteste Quelle Süddeutschlands. Mit kühlen 7 bis 9 Grad speist das Wasser die Fischbecken. Aufgrund des eisig-kalten Wassers brauchen die Fische von Familie Eberle zweieinhalb bis drei Jahre – und damit deutlich länger als in anderen Betrieben, bis sie groß genug sind … „Und das schmeckt man“, sagt Ernst Eberle.

Was mit Handarbeit begann, ist auch heute noch viel Handarbeit. Die Fische werden regelmäßig aussortiert und umgelagert: Gesund von krank, groß von klein. „Sonst würden sich die Fische auch gegenseitig fressen“, erklärt Eberle.

Ein lautes Rufen und der Blick schweift gen Himmel. Dort ziehen zwei Greifvögel ihre Kreise. „Das sind ein Rot- und ein Schwarzmilan. Sie kommen uns immer wieder besuchen“, so Heike Eberle. Ob die Fische denn nicht ideales Futter für die Vögel sind? „Na ja, manchmal schon“, gibt Heike Eberle zu, „aber das sind meistens nur die schwachen Tiere, die es nicht mehr schaffen, auszuweichen.“ Natürliche Auslese nennt sie das.

Überhaupt hat man das Gefühl, dass Familie Eberle im Einklang mit der Natur lebt. „Ich fühle mich hier zwischen Wald und Wiesen einfach wohl“, schwärmt Heike Eberle, „ab und zu kann man dort drüben auf den Wiesen sogar tagsüber Rehe entdecken.“ Eine Idylle … wie passend für den Namen der Gaststätte.

Die Natur hat auch ihre Schattenseite: „Gerade bei Gewitter beispielsweise muss man immer wieder nachsehen, ob es den Fischen gut geht und ob sie genügend Sauerstoff haben. Da muss man auch mal nachts bei Blitz, Sturm und Donner raus und die Siebe säubern, damit das Wasser wieder durch die orangefarbenen, dicken Rohre in die Becken fließen kann. Und wie ist das im Winter? „Den Fischen macht der Winter nichts aus. Das Wasser in den Becken friert nie komplett zu.“

Drei Meter tief ist das Becken, in dem die Laichfische in einer Seelenruhe treiben. Ernst Eberle schaut ihnen zufrieden zu. Auch eigene Becken für die kleinen und kleinsten Fische gibt es. Ernst Eberle nennt sie liebevoll „Kinderstube“.

In einem der Becken strahlt einem ein leuchtend gelber Fischschwarm entgegen. „Das sind Goldforellen. Eine Neuheit bei uns“, erzählt Eberle. Wie die wohl auf dem Teller aussehen? „Wir wissen es noch nicht. Es ist auch für uns eine Premiere! Aber ich freue mich schon darauf, etwas Leckeres daraus zu zaubern.“

Info:
Das Fischrestaurant von Familie Eberle „Zur Fischer-Idylle“ findet man im Fischerweg 1 d in Bad Wörishofen-Dorschhausen. Geöffnet ist mittwochs von 16 bis 21 Uhr, samstags von 16 bis 22 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 12 bis 15 und von 17 bis 21 Uhr. Das Lokal ist über die Wander- und Radfahrwege von Bad Wörishofen aus gut zu erreichen.

Auch während der derzeitigen Straßensperrung ab Ortausgang Dorschhausen in Richtung Mindelau erreicht man das Lokal und den Hofladen von Familie Eberle uneingeschränkt.

Wer sich seinen Fisch mitnehmen möchte: Der Hofladen ist dienstags bis samstags von 8 bis 12 Uhr, am Dienstag-, Donnerstag, und Freitagnachmittag von 13:30 bis 18 Uhr und am Mittwochnachmittag von 13:30 bis 16 Uhr geöffnet.

Text und Bilder: Ingrid Bichler

2 comments on “Kulinarisch um die Welt

  • Ein toller Bericht – herzlichen Dank.
    Frage: Wie ist der Betrieb während der Bauarbeiten aus Richtung Mindelheim zu erreichen?

    • Sie nehmen von Mindelheim entweder die ausgeschilderte Umleitung über Altensteig oder fahren über Kirchdorf nach Dorschhausen. Im Ort einfach an der Absperrbake vorbeifahren, die Straße ist bis zum Ortsende befahrbar.

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