Mein herrlicher Flug über die Alpen

Erfahrungsbericht einer Cessna-Debütantin

Strahlender Sonnenschein, der Himmel weiß-blau und die Wiesen im saftigen Allgäu-grün, Bad Wörishofen zeigt sich am heutigen Samstag wieder von seiner schönsten Seite!

So empfinden das wohl auch die 46 Teilnehmer der diesjährigen 17. Alpenflugeinweisung des Deutschen Aero Club Landesverband Niedersachsen e.V., welche schon zum dritten Mal in Folge am Flugplatz Bahle-Schmid in Bad Wörishofen stattfindet.

Ich freue mich riesig und bin schon sehr gespannt, denn ich darf heute mitfliegen – wahrlich die Sonnenseiten im Amt einer Kurdirektorin. Als ich am Flugplatz ankomme, herrscht schon geschäftiges Treiben. Die stattlichen Maschinen stehen startklar in Reih und Glied. Die weiche Graspiste des Flugplatzes funkelt in der Sonne. In Bad Wörishofen können eben auch die Flugzeuge Tautreten, ganz in Sinne von Pfarrer Kneipp! Sicher mit ein Grund, warum passionierte Flieger seit mehr als fünfzig Jahren immer wieder gern hier starten und landen.

Freundlich werde ich von den beiden Piloten begrüßt, die ich heute auf ihrem Flug über die Alpen nach Trient begleiten darf. Reinhard Bücking und Andreas Kessell aus Aachen haben die Alpenflugeinweisung schon so oft erfolgreich absolviert, dass sie keine Schulung mehr brauchen. Sie fliegen aus reinem Vergnügen und genauso fühlt es sich an.

Wir steigen ein in eine schnittige Cessna 172 der Westflug aus Aachen und nach professionellem Check-Up folgt ein meisterhafter Start. Souverän heben wir ab ins Ostallgäuer Voralpenland Richtung Fernpass. Ich weiß gar nicht wohin ich zuerst gucken oder knipsen soll. Unter uns erstrecken sich Dörfer und Städte, eingebettet in eine malerische Wiesenlandschaft und durchzogen von funkelnden Flüssen und Seen. Häuser und Straßen erinnern zauberhaft an Ali Mitgutsch Kinderbücher. Und schon fliegen wir über die Highline 179, welche sich wie eine Silberkette über die Burgenwelt Ehrenberg erstreckt und die eindrucksvolle Ruine Ehrenberg mit dem Fort Claudia verbindet.

Der Fernsteinsee schimmert helltürkies in der Sonne, wir legen an Höhe zu. Meine beiden Profis haben den Himmel immer voll im Blick, erkennen und identifizieren jedes Flugobjekt schon von weitem. Ich prüfe die Restspeicherkapazität meiner Kamera. Wir biegen ein in das hier noch breite Inntal und folgen dem immer schmaler werdenden Fluss hinein ins Oberinntal und in Richtung Reschenpass – und nun meine ich, ihn auch optisch gut ausmachen zu können, den Übergang der nördlichen Kalkalpen hin zum südalpinen Kristallin.

Meran, Bozen, Trient in Sichtweite. Auf eine butterweiche Landung folgt ein echter italienischer Cappuccino unter echter italienischer Sonne – perfekt – und das nur 1 Stunde und 44 Minuten nach dem Start in unserer Kurstadt. Frisch aufgetankt starten wir wieder durch, via Kastelruth und Brixen überfliegen wir Sterzing und drehen dann ab nach Nordosten Richtung Brennerpass, vor dem der Eisack eine Furche durch die Bergwelt zieht und das Tal aufgrund seiner Enge wohl je nach Flughöhe eine fliegerische Herausforderung darstellt. Die Zillertaler und die Stubaier Alpen ziehen links und rechts an uns vorbei und liefern beeindruckende Fotomotive, mittlerweile fotografiere ich mit meinem Handy, das ja auch Video kann.

Wir lassen Innsbruck hinter (unter) uns, im Achensee wird fleißig gebadet und am Walchensee sind die Segel gesetzt. Das ist Urlaub von oben – ich bin begeistert – knips. Alp- und Zugspitze beeindrucken uns mit ihrer Weitläufigkeit und der Plansee glitzert in der Sonne. Nach Norden überfliegen wir Schloss Neuschwanstein, gottseidank habe ich ja auch mein Diensthandy dabei. Schon sind wir wieder auf der Einflugschneise Richtung Heimat, Häuser und Straßenverläufe sind heimelig vertraut. Die Landung ist kaum zu spüren – perfekt aber trotzdem schade – jetzt ist es schon vorbei.

Ewig hätte ich mich noch weiterfliegen lassen und diese wunderbaren Aus-, Über- und Augenblicke genießen können. Es war wirklich ein einmaliges Erlebnis. Ich danke meinen beiden Piloten, Reinhard Bücking für den Hin- und Andreas Kessell für den Rückflug. Mein Cessna-Debüt hätte in beiden Richtungen nicht angenehmer und begeisternder verlaufen können. Tausend Dank, dass ich dabei sein durfte!

Text und Fotos: Petra Nocker

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