Meine erste Kneippkur – Teil 3

Zum Ende jeder Kurwoche treffe ich mich wieder mit der Kneipp-Therapeutin Ines Wurm-Fenkl. Sie erkundigt sich nach meinem Befinden und verordnet die Maßnahmen für die folgende Woche. Ab nun stehe ich vor der Herausforderung, diese in meinen Arbeitsalltag einzubauen. Nach dem Wickel werde ich, ausgestattet mit meinem ergänzten Kurplan und weiteren Tipps zu Ernährung und gesunder Lebensweise, entlassen.

Die zweite Kurwoche beginnt

Täglich gibt es morgens einen Armguss, später einen Oberguss, aber auch diese sind anfänglich schwer gewöhnungsbedürftig. Im kalten Winter eiskaltes Wasser beginnend vom kleinen Finger bis zur Schulter und dann auf der Innenseite runter zum Daumen und später zusätzlich über Gesicht und Dekolleté laufen zu lassen, kostet anfangs immer große Überwindung. Weitere Anwendungen sind Sitzbäder, aus dem Knieguss wird mit den Tagen ein Schenkelguss und aus der Leibauflage ein Lendenwickel. Aus den immer größer werdenden Wickeln bei Frau Wurm-Fenkl, guckt bei den letzten beiden Terminen meiner sechswöchigen Kur nur noch der Kopf heraus. Die Therapeutin lobt die Reaktionsschnelligkeit meines Körpers. Sie hat mich noch nicht fertig eingewickelt, da bemerkt sie schon, dass sich die Tücher erwärmen, das sei wohl keineswegs bei jedem so. Zuhause übernimmt das Einwickeln mein Mann und erklärt dabei, er würde nun Apfelstrudel machen.

Aber Frau Wurm-Fenkl hat mir nicht nur Wasseranwendungen verordnet. Für die Verdauung kaue ich über einen festgelegten Zeitraum eine täglich wechselnde Anzahl Wacholderbeeren und mache wie vereinbart viel Bewegung an frischer Luft. Nach dem Duschen wird nun immer kalt abgeduscht. Bald tritt auch hier Gewöhnung ein und ich bin fast schon süchtig nach dem kalten Guss nach dem heißen Wasser. Mit der Zeit bemerke ich auch, dass sich mein Körper an den Anfangsreiz gewöhnt und die erwünschte Reaktion zunehmend schneller einsetzt, der Kälteschreck ist weg. Ich entschließe mich, das dauerhaft beizubehalten.

Unerwarteter Erfolg an anderer Stelle

Der schnelle Erfolg bleibt jedoch aus. Wochen vergehen und ich spüre nichts vom erhofften Energieschub. Ich erwähne im Gespräch mit Frau Wurm-Fenkl meine Mutter, die COPD-Patientin ist. Die Therapeutin erzählt daraufhin von einer COPD-Studie mit Kneippbehandlungen, die von deutlichen Verbesserungen für die Patienten berichtet. In dieser lese ich von kalten Obergüssen, die ich meiner Mutter auch gleich empfehle. Sie beginnt sofort mit deren Anwendung. Vier Wochen später ruft sie mich ganz aufgeregt an, da bei ihrem Routinetermin beim Lungenfacharzt festgestellt wurde, dass sich die Lungendurchlüftung von 73 % auf 94 % verbessert hätte. Ich bin verblüfft, das hätte ich nicht gedacht. Leider zweifelt die Ärztin die Wirkung der Güsse an, obwohl dies seit der letzten Untersuchung die einzige Veränderung bei den Maßnahmen war. Und obwohl meine Mutter seit Jahren bei ihr in Behandlung ist und noch keine andere Maßnahme eine vergleichbare Wirkung gezeigt hatte.

Bei mir selbst vergeht ein halbes Jahr, bis es dann eines Tages soweit ist. Plötzlich fühle mich energiegeladen und tatkräftig und überlege erstmal, woran das liegen könnte. Es braucht ein wenig, bis ich im Kopf die Brücke schlage. Doch da fällt mir ein, was ich schon vor längerer Zeit über eine andere wissenschaftliche Kneippstudie gelesen habe. Im Laufe der Beobachtung wurde festgestellt, dass es bei Erstanwendern bis zu einem dreiviertel Jahr gedauert hatte, bis die endgültige Verbesserung eintrat. Diese war dann jedoch dauerhaft und nachhaltig.

Mir kommt ein Zitat von Kneipp in den Sinn: „Erst als ich Ordnung in die Seelen der Menschen brachte, konnte ich ihren Körper heilen.“ Stress behindert oder verzögert den Heilungserfolg. Darum ist eine Kur bei den meisten viel wirksamer, wenn man Abstand vom häuslichen Umfeld oder Arbeitsalltag nimmt. Es gibt schon ein paar Dinge in meinem Leben, die den Kurerfolg wohl beeinträchtigen, wenn auch nicht behindern. Es dauert dann halt einfach länger.

Mein Resümee

Und so ziehe ich Monate nach meiner ersten Kneippkur ein persönliches Resümee. Erstens: die Kneippkur hat tatsächlich etwas gebracht. Zweitens werde ich für innere Ordnung sorgen und dann, drittens, einen erneuten Versuch wagen!

 

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