„Auf Glückswegen“ durch Bad Wörishofen

„Glückswege“ – der Name klingt schon vielversprechend. Momente genießen und glücklich sein – das bietet die Ortsrunde durch Bad Wörishofen. Auf diesem besonderen Pfad, der Teil der Wandertrilogie Allgäu ist, begebe ich mich auf die Spur meines Glücks. Denn der etwa fünf Kilometer lange Weg erzählt die Geschichte mystischer und heilender Orte mit Anekdoten und Gedichten rund um das Leben von Pfarrer Kneipp und vermittelt den Wanderern ein locker-leichtes Gefühl bei ihrem Spaziergang durch die idyllische Natur rund um die Kneipp-Stadt.

Der Start des Glückswegs ist das Kurhaus im Zentrum von Bad Wörishofen. Vorbei am beruhigenden Plätschern des Brunnens startet meine Suche nach dem Glück. Gleich am Anfang stoppe ich am Kneippdenkmal. Klar, denn von Pfarrer Kneipp lernten schon damals die Menschen, wie wichtig der Einklang zwischen Körper und Seele ist. Also halte auch ich kurz inne und bestaune den weiten Denkmalplatz mit der Kneipp-Figur aus Kupfer. Gestärkt geht mein Weg weiter zur Kneippanlage mit Edelsteinlauf. Circa 1.000 Bergkristalle und 18 verschiedene andere Edelsteinarten warten hier darauf, ihre Kraft an die Wanderer weiterzugeben. Ganz nebenbei regt das Begehen der Steine auch noch die Fußreflexzonen an. Ein Zwischenstopp für alle Sinne also.

Den Glücksweg zieren immer wieder Kneipp-Erinnerungen wie der historische Vater-Kneipp-Brunnen und Orte zum Verweilen, Durchatmen und Genießen. So wie bei der wohltuenden Gradieranlage. Rund um das Sole-Freiluftinhalatorium stehen Bänke, die nur darauf warten, den Gästen die Entspannung zu bieten, die sie brauchen. Ein paar tiefe Atemzüge der salzhaltigen Luft wirken schleimlösend, reizmildernd und entzündungshemmend. Durch das beruhigende Geräusch, wenn das Wasser-Sole-Gemisch langsam über die Reisigbündel aus Schlehdorn zu Boden tropft, vergesse ich alle Alltagssorgen und genieße die kleine Auszeit.

Auf Info-Würfeln stehen weitere Informationen zu dem jeweiligen Glücksort, aber auch bekannte Zitate von Kneipp wie: „Allen, die in boshafter Weise gegen mich schreiben, möchte ich sagen: „Plagt euch doch nicht wegen mir. Ich lese es ja doch nicht“. So lehrt er uns auf seine plumpe, aber doch erfrischend direkte Weise, das Leben und die scheinbar großen Probleme nicht allzu ernst zu nehmen. Obwohl Kneipp schon 1897 gestorben ist, lese ich seine Zitate, als hätte er sie genau für 2017 und genau für mich geschrieben.

Natürlich darf auf dem Glücksweg auch der 163.000 Quadratmeter große Kurpark nicht fehlen. So schnuppere ich durch die Duft- und Aromagärten, probiere die Blätter der Schoko-Minze im Heilkräutergarten und laufe zur Glücksinsel im Jakobsweiher. Hier warten die sogenannten „Kommunikationsbänke“ auf die Wanderer. Wie in einem alten Kneipp-Bottich sitzt man sich hier gegenüber und unterhält sich oder genießt die Stille, während die Wasserfontäne im Hintergrund für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt. Diese Bänke sind ein Ort zum Bleiben. Deshalb sitze ich hier länger als erwartet und gehe meinen Gedanken nach. Doch dann packt mich die Neugier. Nach so vielen kleinen Glückserlebnissen habe ich Lust auf mehr. Und mehr kriege ich. Durch die farbenfrohen Rosengärten und vorbei an den Vogelvolieren geht es weiter durch den Park. Der Glücksweg verläuft übrigens parallel zum Barfußweg des Kurparks. Also ziehe ich meine Schuhe aus und spüre die Zapfen, die Steine und die Wiese. Ganz bewusst setze ich einen Fuß vor den anderen und genieße die neu gewonnene Freiheit.

Kein Wunder, dass das Wandern „Unten Ohne“, also das Barfußlaufen, für viele ein Highlight in Bad Wörishofen ist. Es lässt uns mal wieder ernsthaft auf unseren Körper hören. Ganz nach dem Motto „Vergesst mir die Seele nicht“ war auch für Kneipp das Innehalten in der Natur eines der wichtigsten Elemente seiner ganzheitlichen Naturheillehre.

Nach dem Kurpark führt ein Kiesweg durch die sattgrünen Wiesen rund um Bad Wörishofen, vorbei an Kneipp-Anlagen für erfrischende Armbäder oder wohltuendes Wassertreten. Was mir sofort auffällt, ist die Stille. Kein Auto und nahezu kein Mensch begegnet mir auf meinem Weg. Ich höre nur das Summen der Bienen, die knirschenden Kieselsteine unter meinen Füßen und hin und wieder einen kleinen Windstoß, der die Blätter der Laubbäume leise rascheln lässt. Das versprochene Glücksgefühl lässt da natürlich nicht lange auf sich warten!

Nach dieser ersten Etappe lockt die süße Versuchung im traditionsreichen Café Schwermer – denn Schokolade macht ja bekanntlich ebenso glücklich! Die Inhaber wissen genau, wie sie die Glückssuchenden verwöhnen können und servieren Sahnetorten, Pralinen und Kaiserschmarrn für den persönlichen kulinarischen Glücksmoment. Doch die Reise ist damit nicht zu Ende. Nur ein paar Minuten weiter bestaune ich die Fischtreppe, die den Tieren im Rahmen der Fischwanderung die Möglichkeit gibt, den dortigen kleinen Staudamm zu überwinden. Gleich daneben schaue ich durch den angebrachten Bilderrahmen und genieße die schöne Aussicht auf Bad Wörishofen. Über die weiten Wiesen erblicke ich den Kirchturm, der sich stolz über den Häusern erhebt. Noch immer von dem Ausblick entzückt, geht es über den weiteren Weg vorbei an grasenden Kühen, Kälbchen sowie Pferden, die gemächlich ihr Heu kauen. Hier herrscht noch Idylle pur! Schließlich gelange ich zum imposanten Eichenhain.

Umgeben von diesen uralten Bäumen spürt man die Energie, fühlt sich geerdet und die eigene Welt erscheint mit einem Mal ganz klein. Auf den Infowürfeln stehen Geschichten und Fakten zum Zauber der ehrwürdigen Eichen. Und diesen Zauber übertragen sie auch auf mich. Ich streiche sanft über die Rinde. Was dieser Baum wohl schon alles gesehen und erlebt hat? Bauern, die ihre Kühe hierhin trieben, Kinder, die versuchten, in die Baumkrone zu klettern, Liebespaare, die sich gemeinsam im Schatten zurückzogen. Und noch immer stehen sie da, die alten Eichen und beobachten nun mich als einen von nahezu unendlich vielen Gästen, die für ein paar Minuten ihr Leben mit ihnen teilen. Welch ein Glück, solch beruhigende Momente erleben zu dürfen und solch stille Wegbegleiter zu haben!

Der Glücksweg führt mich noch zur historischen Natur-Kneippanlage bei der ehemaligen „Oberen Mühle“. Hier erlebe ich den Bachzugang, wie er schon zu Kneipps Zeiten als Kneippanlage genutzt wurde und spüre die Magie der vergangenen Tage. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Damen des 19. Jahrhunderts wie sie zaghaft und schmunzelnd ihre Kleider heben, um die gesunde Erfrischung erfahren können und tue es ihnen gleich. Und auch ich muss lächeln. Das Wasser fließt vorbei an meinen warmen Füßen, lässt sie prickeln und nimmt seinen Weg. Danach mache auch ich mich wieder auf meinen Weg. Denn mein Glückserlebnis ist fast zu Ende. Müde, aber zufrieden laufe ich noch vorbei am Haus „Zum Gugger“, dem Kloster und der Pfarrkirche, bevor die „Reise zum Glück“ dann am Kurhaus Bad Wörishofens endet. Mein Fazit: Die Glückserlebnisse des Alltags warten an jeder Ecke. Man muss sie nur suchen! Der Glücksweg hilft den Wanderern dabei und verschafft ihnen durch den ebenen, gemächlichen Verlauf kostbare Momente, die nachhaltig glücklich machen.

Text: Melanie Ertl, Fotos: Archiv Kur- und Tourismusbetrieb Bad Wörishofen

3 comments on “„Auf Glückswegen“ durch Bad Wörishofen

  • Viele Wege führen zum Glück aber die Ortsrunde in Bad Wörishfoen macht jeden Menschen glücklich, wenn er sich die Zeit genommen hat und nach seinem Glück sucht. Toller Rundweg!

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