Der Kurpark

Blumige Wundertüte und Treffpunkt der nackten Füße

„Einfach dem Bachlauf nach, Sie können den Kurpark nicht verpassen“, so heißt es im Hotel. Und tatsächlich! Nach einem kurzen Fußmarsch entlang des kleinen Baches liegt sie auch schon vor mir – die grüne Oase im Kneipp-Original Bad Wörishofen: der Kurpark. Rund 160.000 Quadratmeter ist er groß.

Gleich zu Beginn wartet ein kleiner Holzpavillon, der mit seinem zweistöckigen Dach schon ein bisschen an ein chinesisches Gartenhäuschen erinnert. Reisigbündel hängen hier mittig um eine Säule herum, leise plätschert Wasser an ihnen herab. Die Infotafel vor dem Pavillon erklärt das Gebäude: „Gradieranlage – Natursole Freiluftinhalatorium“. Hierher kommt man also, um zu atmen!

Zusammen mit ätherischen Ölen dringt die salzhaltige Luft tief in meine Lunge, das hinab tröpfelnde Wasser gibt den Takt vor. In der schon fast andächtigen Atmosphäre der kleinen „Atem-Kapelle“ traut man sich gar nicht zu sprechen und somit nehme ich noch ein, zwei tiefe belebende Züge. Ein richtig gesunder Start also auf dem Weg durch den Kurpark. Am meisten hatte ich vor meinem Bad Wörishofen-Besuch vom Barfußpfad gehört. Über 1,5 Kilometer lang soll er sein und ich bin gespannt, ob ich mit meinen „sneakerverwöhnten“ Füßen überhaupt 100 Meter auf Kiesel & Co. schaffe. Neben dem Barfußwanderpfad gibt es hier außerdem einen Duft- und einen Rosengarten, sowie einen lehrreichen Heilkräutergarten.

Auf dem Weg durch den Garten kommt man gar nicht umher, das wohl bekannteste Element der Kneipp-Therapie kennen zu lernen und zu testen – das Wasser. Überall warten kleine und große Kneippanlagen auf Füße und Arme. Mal lädt ein Kieselbach zum Wassertreten ein, mal wartet ein Wasserbecken auf ein erfrischendes Armbad. Das kalte Wasser belebt ungemein, nicht nur die heißen Füße bekommen so eine Abkühlung, das Armbad wird nicht umsonst der „Espresso der Kneippianer“ genannt.

Erfrischt und belebt laufe ich weiter zum Duft- und Aromagarten – mit über 250 Duftpflanzenarten ein wahres Sammelsurium für die Nase. Nicht nur wohlriechende Blumen finden sich hier, auch die ein oder andere „Duft-Überraschung“ versteckt sich hinter den bunten Blühern. Durch verschlungene Wege hindurch schlendere ich schnuppernd weiter zu den beschriebenen Heilkräutergärten. Die drei detailvoll angelegten Beete spiegeln verschiedene Epochen der Heilkräuterlehre bis hin zur kneipp‘schen Pflanzenheilkunde wider und erklären von Arnika bis Wermuth, was in der Hausapotheke des Wasserdoktors zum Einsatz kam. Richtig spannend, wenn man bedenkt, dass man mit so ein paar unscheinbaren Pflänzchen und wenig Aufwand wirklich gute Hausmittel selbst zusammenstellen kann. Spätestens wenn die nächste Erkältung anklopft, werde ich hier mal den einen oder anderen Tee ausprobieren.

Ums Eck sehe ich von hier aus schon von weitem den hoch gelobten Rosengarten. Wahrlich ein Blütenmeer! 6000 Rosenstöcke blühen hier im Sommer um die Wette, vom Duft, den sie verströmen, ganz zu schweigen. Jedem Hobbygärtner geht hier das Herz auf und selbst ich mit meinem ganz hellgrünen Daumen komme ins Träumen.

Nach ein paar weiteren Metern vorbei an alten Bäumen komme ich zum „Kern meiner Expedition“, der Barfuß-Schnecke, einem Teil des Barfußpfades, der mit vielen verschiedenen Bodenbelägen zum Austoben der nackten Füße lockt. Also Schuhe aus und los!

„Und die erst, die meinen, es sei eine Schande, die Füße sehen zu lassen; ja heilige Tausend, ich möchte nur wissen, ob denen nicht der Herrgott die Füße erschaffen hat!“ (Sebastian Kneipp)

Es geht über gemütlichen Sand, weiter zu komisch-wackeligen Tannenzapfen bis zu den gefürchteten Kieselsteinen, Kirschkernen und sogar über Blähton… Manches ist angenehm, anderes bringt mich schon ziemlich aus dem Gleichgewicht. Ab und zu schwindle ich und nehme die Abkürzung über das Heu. Aber nicht nur in der großen Barfuß-Schnecke warten die Stationen des Barfußpfads – auch auf dem restlichen Weg durch den Kurpark gibt es auf 23 Stationen jede Menge Abwechslung für die Barfüßler. Wie ein kleines Kind freue ich mich, als ich knöcheltief durch die Schlammfuß-Station stapfe. Danach geht’s zum Waschen in den Naturbach und von dort zum Sandstrand am See, wo ich meinen wohlig warmen Füßen, die anscheinend ganz aufgeregt über die neue Freiheit sind, eine Auszeit in der dort wartenden Hängematte schenke. Der Ausflug hat sich wirklich gelohnt! Mein Fazit: Der Kurpark ist nicht nur ein Erlebnis für die nackten Füße!

 

 

Informationen über die Kurparkanlage mit ihren verschiedenen Stationen gibt es auf der Website des Kneipp-Originals Bad Wörishofen unter http://www.bad-woerishofen.de/die-gesundheitsstadt/parks-einrichtungen/kurpark.html. Zudem erhalten Gäste und Interessierte eine kleine Info-Broschüre zur Gartenanlage, in der eine Karte den Weg weist. Wer sich nicht alleine „unten ohne“ durch den Park begeben möchte, der nimmt von Mai bis August an den geführten Barfußwanderungen über den 1,5 Kilometer langen Barfußweg teil. Für den gesamten Barfußweg benötigt man circa eine Stunde. Der Unkostenbeitrag beträgt 3 Euro pro Person, mit der Gästekarte nehmen Urlauber kostenlos an den Führungen teil. Start und Ziel hierfür ist die „Kneippanlage für Alle“, an der für die Barfüßler kostenlose Schließfächer für die Schuhe zur Verfügung stehen. Auf der Tour erklären Barfußexperten die Eigenschaften und Besonderheiten des Untergrunds und dessen Auswirkung beim Gehen auf den ganzen Körper.

Von Marion Handel

 

4 comments on “Der Kurpark

  • Jetzt hat mich der Bericht so fasziniert, dass ich mich ebenfalls gleich auf den Weg gemacht habe. Aber halt, es ist ja jetzt noch keine Blütezeit und so kann ich in Den Gärten noch nicht wirklich was blühendes sehen. Aber schön und entspannend war es trotzdem. Da kann man echt die Seele baumeln lassen.

  • Ein herzliches Dankeschön über diesen wunderschönen Bericht über den herrlichen Kurpark der Kurstadt Bad Wörishofen. Vergessen wir aber nicht die interessante Vogel-Voliere am Jakobsweiher, den herrlichen alten Baumbestand, die Obstwiese mit der großen Sorten-Auswahl und das über 100 Jahre alte Tennisheim mit den Tennisplätzen und seiner sonnigen Kaffee-Terrasse.

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